In Ungarn stehen die
Abiturprüfungen an, und für den patriotisch gesinnten Abel ist dies eine harte
Zeit. Er ist verliebt in Janke, die ihn jedoch ignoriert, da sie nur Augen für
den linken Geschichtslehrer Jakab hat. Abel muss bei ihm seine Prüfung ablegen
– und fällt durch. Für Abel ist klar: Der Lehrer hat ihn wegen seiner
nationalen Gesinnung durchfallen lassen. Aus anfänglichen Schulquerelen
entwickelt sich bald ein politischer Skandal. Abels Vater, ein glühender
Unterstützer Viktor Orbáns, wittert eine Verschwörung und hängt den Fall an die
große Glocke. Der Konflikt eskaliert, als der Vater Jakab konfrontiert.
Regisseur Gábor Reisz entwirft ein eindringliches Porträt der politischen und sozialen Spannungen des heutigen Ungarns. Das dialogreiche, intelligente Drehbuch beleuchtet die Auseinandersetzung zwischen den Generationen und politischen Lagern und verbindet dabei lokale ungarische Bezüge mit universellen Themen. Reisz und Co-Autorin Éva Schulze setzen auf eine Kapitelstruktur, die verschiedene Perspektiven auf dieselben Ereignisse bietet und so einen Rashomon-Effekt erzeugt. Visuell besticht der Film durch lange, klare Einstellungen, inspiriert von der rumänischen Neuen Welle. „Eine Erklärung für alles” ist ein fesselndes, bissiges Werk, das die gesellschaftlichen Brüche im heutigen Ungarn in prägnante Bilder fasst. Der Film gewann 2023 in Venedig den Hauptpreis der Sektion Orizzonti.
Festivals u.a. in Venedig, Chicago, Mumbai, Göteborg, Hong Kong, New York, Sydney, Taipei und Karlovy Vary; Preise in Venedig (Orizzonti Hauptpreis), München (CineMasters), Chicago, Las Palmas, Les Arcs