„Pepe“ ist ein wahnwitziges und
extremes Werk. Ein Spielfilm, beruhend auf realen Vorkommnissen, mit
essayistischen Passagen und animierten Sequenzen, die eine eindrucksvolle
Auseinandersetzung mit den Nachwirkungen des Kolonialismus ermöglichen. Der Film
erzählt die ungewöhnliche und faszinierende Geschichte von Pepe, einem
Nilpferd, das in den 1970er Jahren von dem berüchtigten Drogenbaron Pablo
Escobar nach Kolumbien gebracht wurde. Was als exotisches Statussymbol begann,
entwickelte sich bald zu einem ökologischen Problem, das 2007 zur staatlich
angeordneten Tötung des Tieres führte. Dies dient dem dominikanischen Regisseur
Nelson Carlos de los Santos Arias als Ausgangspunkt für eine tiefgehende
Reflexion über die Ausbeutung von Natur und Kultur.
Der Film folgt nicht einer traditionellen Erzählweise, sondern verwebt verschiedene Handlungsstränge: Angel und Cocorico, zwei ehemalige Escobar-Handlanger, sind dafür verantwortlich, Pepe zu transportieren. Gleichzeitig zerfällt die Beziehung eines örtlichen Ehepaars unter dem Druck, den das invasive Tier auf ihre Umwelt und ihr Leben ausübt. Pepe selbst tritt als Erzähler auf, dessen tiefe, verzerrte Stimme auf magische Weise zwischen verschiedenen Sprachen und Perspektiven wechselt und uns einen Einblick in die kolonialen Wunden gibt, die durch wirtschaftliche Interessen vertieft werden. Regisseur Arias gelingt es sehr kreativ, abstrakte Themen wie Ökokapitalismus und europäische Arroganz auf überzeugende Weise zu verhandeln. Pepe wird so zu einem wilden Seh-Erlebnis, das nicht nur filmische, sondern auch indigene Erzähltraditionen integriert. Auf der Berlinale wurde „Pepe“ mit dem Silbernen Bären für die beste Regie belohnt.
Festivals: Berlinale, Peking, IndieLisboa, Shanghai, Sydney, Karlovy Vary, Toronto, New York, London u.a.; Preise: Berlinale (Silberner Bär für die Beste Regie), Hong Kong