Mit Alptraumbildern beginnt der
Film: Die Schwestern September (Pascale Kann) und July (Mia Tharia) sind
gekleidet wie die legendären Geisterzwillinge aus Stanley Kubricks “The
Shining”. Aus dem Off spritzt jemand rote Farbe auf ihre Gesichter, um die
unheimliche Szene zu vervollständigen. Dann blitzt es. Die Fotografin hinter
der Kamera ist ihre depressive und distanzierte Mutter Sheela (Rakhee Thakrar).
Bereits in dieser Szene sind das Trauma, die Gewalt und die tiefe Unruhe
verankert, die Regisseurin Ariane Labed in ihrem Debütfilm “September Says”
genüsslich vertieft. Die Schwestern sind Außenseiterinnen und werden an ihrer
Schule Opfer rassistischer Übergriffe. Während sich die schüchterne July oft
zurückzieht, übernimmt September die Rolle der Beschützerin und schlägt zurück.
Diese Dynamik überträgt sich auch auf das familiäre Gefüge.
“September Says” lebt von Labeds intensiver Bildsprache und einer düsteren Atmosphäre, die zwischen psychologischem Horror und schwarzem Humor pendelt. Themen wie weibliche Selbstbestimmung und die Vererbung patriarchaler Gewalt ziehen sich wie ein roter Faden durch die Handlung, ohne dabei in eine einfache Erzählung der Befreiung zu münden. Ariane Labed wurde als Schauspielerin in legendären Werken der sogenannten Greek New Wave bekannt („Attenberg“). Mit diesem Debütfilm beweist sie ihr Regietalent, das die Groteske und das Unheimliche im Alltäglichen findet. “September Says” ist eine düstere, kraftvolle Studie über den Kosmos der Weiblichkeit. Der Film feierte seine Weltpremiere in Cannes in der Reihe Un Certain Regard.
Der Film basiert auf dem Roman „Sisters” der Britin Daisy Johnson. Festivals u.a. in Cannes, Sydney, New Horizons, Melbourne, Haugesund und London.