„Transamazonia” beginnt mit einer
eindrucksvollen Szene, in der Ameisen eine Kinderhand umschwärmen. Es ist die
Hand der kleinen Rebecca, die als Einzige einen Flugzeugabsturz im Amazonas
überlebt hat. Neun Jahre später ist Rebecca den Indigenen als „Miss Aspirin“
bekannt, eine Heilerin, die sich als Werkzeug Jesu Christi sieht und von ihrem
missionarischen Vater unterstützt wird. Gemeinsam halten sie ekstatische Messen
im brasilianischen Urwald ab. Ihr Ziel ist es, im Einklang mit den Indigenen zu
leben, doch als zwei Brüder durch illegale Abholzung den Lebensraum der
Indigenen bedrohen, entfacht ein gefährlicher Konflikt.
Pia Marais’ Drehbuch konzentriert sich auf die komplexen Beziehungen und die moralischen Dilemmata der Protagonisten. Die intime Vater-Tochter-Dynamik weicht nach und nach einem größeren Blick auf das politische Gefüge von Indigenen und weißen Missionaren. „Transamazonia” hinterfragt die Grenzen des sogenannten „White-Saviour“-Komplexes. Je tiefer Rebecca und ihr Vater in den Konflikt eingreifen, desto deutlicher wird, dass sie ihre eigenen kolonialen Ambitionen verfolgen. Neben diesen ambitionierten Themen beeindruckt vor allem das Ensemble, allen voran die charismatische Helena Zengel in der Hauptrolle. Wie einst Werner Herzog in “Fitzcarraldo” gelingt es Pia Marais, das Düstere des südamerikanischen Urwalds in eindrucksvolle filmische Bilder zu fassen. „Transamazonia” feierte seine Weltpremiere im Wettbewerb des Filmfestivals von Locarno.
Festivals u.a. in Locarno, Rio und New York.