Die Teenagerin Star lebt in einem Trailerpark irgendwo im Mittleren Westen der USA unter ärmlichsten Verhältnissen und passt auf die Kinder ihrer Schwester auf. Sie hat sich ihrem scheinbar vorbestimmten Schicksal aber noch nicht ergeben und schließt sich einer Gruppe von anderen Jugendlichen an, die als Drückerkolonne an den Haustüren Zeitschriftenabos verkaufen. Die Gemeinschaft von Misfits hat sich in ihren eigenen Regeln eingerichtet und funktioniert als Ersatzfamilie für die Verstoßenen. Doch die Leidenschaft Stars zu Jake, der rechten Hand der Chefin, bringt die Ordnung durcheinander.
Die junge Star trifft auf eine Gruppe von Zeitschriftenverkäufern. Jake, der vermeintliche Kopf, bietet Star an, sich ihnen anzuschließen. Und so lässt Star ihr altes Leben hinter sich, um zusammen mit der Gruppe von Jugendlichen quer durch das Land zu fahren. Das Geschäft der sogenannten Drückerkolonnen sorgt in den USA für Kontroversen. Die Anzahl an Meldungen über hierarchische Strukturgliederung nach Verkaufszahlen und Diebstähle durch die Verkäufer häufen sich. Regisseurin Andrea Arnold thematisiert all diese Dinge in ihrem Film, schafft es aber dennoch, eine romantische Darstellung aus der Sicht der Hauptdarstellerin zu inszenieren und den Zuschauer so auf einen einzigartigen Roadtrip zu entführen, unterstützt von dem passenden Soundtrack. Ob in dem engen Bus, mit dem die Jugendlichen durch das Land fahren oder bei den nächtlichen Partys - die Kamera bleibt immer und konsequent bis zum Ende dicht an Star. In Zusammenspiel mit der verwendeten Handkamera und dem dokumentarischen Stil wird dabei ständig ein ,,dabei sein'' suggeriert, bei dem der Zuschauer das komplette Geschehen hautnah erlebt. Besonders eindrucksvoll zum Einsatz kommt diese Ästhetik bei den Fahrten und der Interaktion zwischen den Jugendlichen. Was heraussticht, ist der Zusammenhalt und das Zusammenleben der Figuren. Zwar ziehen sie sich gegenseitig auf und regelmäßig müssen sich die zwei schlechtesten Verkäufer beweisen, gleichzeitig wird aber auch gezeigt, wie sich alle um einander kümmern, und wie viel Spaß sie miteinander haben. Dieses Gefühl kommt hauptsächlich durch die großartige Leistung der Schauspieler zustande. Viele Darsteller, allen voran die großartige Sasha Lane, sind Laien. Gerade deswegen wird die Authentizität, die ein Film wie dieser verlangt, perfekt erreicht. Gleichzeitig wird auch das Land porträtiert. So werden alle Gesellschaftsschichten gezeigt, von den Reichen bis zu den Armen und damit einhergehend auch die vielen Facetten der amerikanischen Bevölkerung. Eine weitere Stärke des Films ist das konstante Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers. Immer wieder werden Situationen etabliert und aufgebaut, die aber nie in sentimentalen und überdramatisierten Szenen gipfeln. AMERICAN HONEY ist ein außergewöhnliches und intensives Porträt einer Gruppe Jugendlicher und gleichzeitig einem ganzen Land, verpackt als mitreißender und stimmungsvoller Roadtrip .