Der zehnjährige Jack ist noch nicht lange im Heim. Die Vorfreude auf die Sommerferien im Kreis der Familie ist groß. Doch am letzten Schultag wird er nicht abgeholt. Mutter Sanna ruft an und vertröstet ihn. Der Bub bleibt mit Danilo und den Erziehern allein zurück. Es kommt zum Streit, bei dem er seinen Mitbewohner verletzt. Verängstigt läuft Jack nach Hause, um Schutz bei der Mama zu suchen. Doch niemand ist da. Nachdem Jack seinen sechsjährigen Bruder Manuel von einer Freundin abgeholt hat, machen sie sich gemeinsam auf die Suche nach ihrer Mutter.
Jack ist zehn Jahre alt und lebt mit seiner Mutter und seinem kleinen Bruder Manuel in Berlin. Jacks Mutter ist noch sehr jung und ihre Versuche, die Verantwortung als Mutter mit ihren eigenen Wünschen als junge Single-Frau unter einen Hut zu bringen, scheitern meist. Und so muss Jack oft die Erwachsenenrolle übernehmen, kocht für Manuel, räumt die Wohnung auf, ist der Mann im Haus. Als das Jugendamt entscheidet, Jack von seiner Mutter zu trennen und in eine Wohngruppe zu geben, lässt Jack sich das nicht lange bieten. In den Ferien büchst er aus und kehrt zurück zu seiner Mutter. Doch die ist nicht da, wie vom Erdboden verschluckt. Kurzentschlossen holt er seinen kleinen Bruder und begibt sich auf die Suche nach ihr. In leisen Tönen erzählen Regisseur Edward Berger und seine Co-Autorin Nele Mueller-Stöven von der Großstadt-Odyssee des zehnjährigen Jack. Dabei behält der Film stets die Perspektive des Kindes im Blick, die Kamera folgt ihm und zeigt die Welt aus seinem Blickwinkel. In der Rolle des Jack leistet der Jungdarsteller Ivo Pietzcker Großes. Seine Mimik reflektiert Entschlossenheit, Reife, Verantwortungsbewusstsein. Stoisch und pragmatisch denkt und handelt er, macht, was gemacht werden muss, ohne zu jammern oder aufzugeben. Doch in vielen Momenten blitzt auch die verletzliche Kinderseele auf, dann spürt der Zuschauer die Einsamkeit des Jungen und die Sehnsucht nach einer Mutter. Den dokumentarischen Eindruck unterstützt das gut gewählte und authentische Setting. Berlin spielt eine wichtige Rolle, denn in der Reise der Brüder setzt sich der Film auch mit der Anonymität und der Größe dieser Stadt auseinander. All diese Aspekte verarbeitet Berger nicht in anklagenden Bildern und Szenen. Sein Film fällt kein moralisches Urteil, er zeigt schlicht, wie es nun mal ist. Nicht nur im Film, sondern eben auch im wahren Leben. Starkes und beeindruckendes deutsches Kino mit einem überragenden Hauptdarsteller.